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News für die Branche

Düstere Zeiten für die Veranstaltungsbranche

16. Dezember 2021 - Am Donnerstagmorgen um 10 Uhr kamen sechs Vertreter der maßgeblichen Verbände der Veranstaltungsbranche zusammen, um auf die düstere Lage des sechsgrößten Wirtschaftszweiges in Deutschland aufmerksam zu machen. Mit einem Umsatz von etwa 81 Milliarden Euro und etwa 1,13 Millionen Erwerbstätigen umfasst die Branche neben dem öffentlichkeitswirksamen Kulturveranstaltungsbereich auch die Veranstaltungsunternehmen der Messe-, Kongress- und Tagungswirtschaft, die Betreiber von Veranstaltungshäusern und Musikclubs, Agenturen und Künstlervermittler bis hin zum Schaustellergewerbe sowie rund 243.000 vor allem im Dienstleistungsbereich tätige Solo-Selbständige. Insgesamt nahmen an der Online-Pressekonferenz knapp 40 Personen teil.

Nach einer kurzen Einleitung durch Karsten Schölermann (Sprecher AK Politik der LiveMusikKommission e.V), gab der anwesende Dr. Klaus Wohlrabe vom ifo Institut für Wirtschaftsforschung nicht gänzlich unerwartete, aber doch erschreckende Zahlen bekannt. So ist der Geschäftsklimaindex der Branche von minus 2,2 Punkten im Oktober 2021 auf minus 26 Punkte im November gesunken, im Durchschnitt liegt dieser in der restlichen Wirtschaft bei plus 11. Die "Oktoberhoffnung" wurde fast komplett vom Pessimismus verdrängt. Und die Prognose für Dezember und die darauffolgenden Monate sehen wohl noch düsterer aus. Weiter berichtet Herr Dr. Wohlrabe, dass im November knapp 70% aller Veranstalter sich in ihrer Existenz bedroht fühlen und auch hier eine Steigerung des Prozentsatzes zu erwarten ist.

Wenig Hoffnung machte auch Timo Feuerbach, Geschäftsführer des Europäischen Verbands der Veranstaltungs-Centren (EVVC). Er wies auf die anhaltende angespannte Lage hin und stellte nochmal heraus, dass endlich die Bedeutung der Branche auch bei der Bundesregierung ankommen muss. Der Diskussionsbedarf, auch mit der neuen Bundesregierung, ist nach wie vor da und nun sollten nach den Ankündigungen wie dem Zehn-Punkte-Plan Taten folgen.

Auch Lind Residovic (VPLT) betonte, dass es langfristige Regelungen für die Veranstaltungsbranche, inhaltlich wie auch finanziell, geben muss, um ein Überleben des Wirtschaftszweiges zu garantieren. Doch nicht nur diesbezüglich befindet sich die Branche in einer düsteren Zeit. Denn nicht nur in Bezug auf die Finanzen geht es der Veranstaltungsbranche schlecht, auch ist bereits von einer personellen Flucht aus der Branche zu sprechen. Ein Fachkräftemangel macht die derzeitige Lage noch problematischer. Sollten in naher Zukunft endlich einheitliche und langfristige Regelungen festgelegt werden, wüssten viele nicht, wie sie Veranstaltungen finanziell und personell stemmen sollen.

Markus Pohl (isdv) wies in diesem Zusammenhang nochmal explizit auf die Lage der Solo-Selbstständigen hin, die durch den faktisch seit 22 Monaten bestehenden Lockdown nicht nur zwangsweise ihren Beruf nicht ausführen dürfen, sondern zudem auch ihre finanziellen Rücklagen sowie Altersvorsorgen verlieren. Auch hier besteht dringend Handlungsbedarf.

Henning Könicke, geschäftsführender Vorsitzender des Fachverbands Messen und Ausstellungen (fama) wies während der Pressekonferenz auf den Schaden hin, der bereits durch die unklaren Regelungen entstanden ist. Insgesamt von ca. 50 Milliarden Euro Gesamtwirtschaftlichen Schadens war hierbei die Rede. Er erklärte weiter, dass es zwar Maßnahmen gäbe, diese aber nicht greifen, da sie absolut nicht pragmatisch seien.

Die Zahlen, welche von Axel Ballreich genannt wurden, spiegelten ebenfalls die düsteren Zeiten der Veranstaltungsbranche wieder.  Er erklärte, dass Umsatzrückgänge von 80 bis 100% derzeit normal seien und ein "ReStart" aktuell in sehr weiter Ferne läge. Sein Fazit war: "Wir brauchen einen Marshallplan!". Herr Ballreich betonte die Veranstaltungsbranche brauch Hilfe zur Selbsthilfe und das dringend.

Prof. Jens Michow vom BDKV fand genauso trostlose aber klare Worte. Er bezeichnete die aktuelle Situation in der Branche als verheerend. Es herrscht Perspektivlosigkeit und keinerlei Öffnungsstrategien. Die Verzweiflung innerhalb der Veranstaltungsbranche wächst, die Liquidität bei vielen geht gegen Null und selbst das was statt fand, war absolut nicht wirtschaftlich. Die aktuell bestehenden Hilfe entsprechen nicht den Bedürfnissen der Betroffenen und wären für kurze Krisen ausgelegt, aber nicht für (bald mehr) als zwei Jahre Stillstand. Auch er forderte einheitliche Kernregelungen für alle Bundesländer.

Die Pressekonferenz dauerte etwas mehr als eine Stunde. Wenn man bei dem Treffen dabei war, so lässt sich zusammenfassend sagen, dass dem doch sehr bedeutsamen Wirtschaftszweig der Niedergang droht, wenn Bund und Länder nicht für die Veranstaltungsbranche passende und praxisnahe Maßnahmen ergreifen. 

Weitere Infos: https://forumveranstaltungswirtschaft.org/
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